Sakramente


In der Theorie und Praxis der Orthodoxen Kirche nehmen die Sakramente einen einzigartigen bedeutenden Platz ein. Es sind heilige Handlungen der Kirche, geistlich spürbare Mittel des Heils. In ihnen wird durch sichtbare Zeichen und Handlungen die unsichtbare Gnade Gottes geschenkt, die von Sünden reinigt, die menschliche Natur heiligt und ihr Kraft auf dem Weg ins ewige Leben gibt.

In der Orthodoxen Kirche gibt es sieben Sakramente:

  • Taufe
  • Myronsalbung (Firmung)
  • Eucharistie
  • Buße
  • Priesterweihe
  • Ehe
  • Krankensalbung

Jedes Sakrament hat zwei Seiten: die sichtbare oder äußere und die unsichtbare oder innere Seite.

Die sichtbare Seite der Sakramente sind die Materie, die bei ihrer Spendung verwendet wird, die Worte, die ausgesprochen werden, und die Haupthandlungen, die sie begleiten.

Die unsichtbare Seite ist die geheimnisvolle Spendung der Gnadengaben des Heiligen Geistes, die bei jedem Sakrament verschieden sind. So wird z.Bsp.

  • in der Taufe der Mensch von Sünden gereinigt und für ein neues geistliches Leben geboren;
  • bei der Myronsalbung werden die Gaben des Heiligen Geistes gegeben, die für das Wachsen und die Stärkung des Christen in seinem neuen Leben notwendig sind;
  • in der Eucharistie empfängt der Gläubige den Leib und das Blut Christi und vereinigt sich mit Christus;
  • in der Buße wird die Gnade gegeben, die von den nach der Taufe begangenen Sünden reinigt;
  • in der Priesterweihe wird die Gnade gegeben, die für die geistliche Wiedergeburt und die Erziehung der anderen durch Lehre und Sakramente notwendig ist;
  • in der Ehe empfängt der Christ die Gnade, die seinen Ehebund und die natürliche Geburt und Erziehung der Kinder heiligt;
  • in der Krankensalbung wird die Gnade gegeben, die Genesung von körperlichen Krankheiten durch die Heilung der seelischen Krankheiten ermöglicht, d.h. durch die Vergebung der Sünden, die in den Gebeten in diesem Sakrament erfleht wird.

Die Orthodoxe Kirche unterscheidet zwischen der Gültigkeit und der Wirkung der Sakramente.

Damit ein Sakrament gültig ist, ist erforderlich, dass:

  • der Spender eine rechtmäßig geweihte Person ist (Priester oder Bischof);
  • der Spender den Heiligen Geist herabruft und die erforderte sakramentale Formel spricht; und dass
  • die für das Sakrament bestimmte Materie vorhanden ist.

Die Wirkung des Sakraments hängt von seiner rechten Spendung ab, und was besonders wichtig ist, von der inneren seelischen Disposition desjenigen, dem das Sakrament gespendet wird. Die Seele des Empfängers des Sakraments muss unbedingt darauf vorbereitet sein, die Gnade Gottes zu empfangen.

Die Sakramente sind Mittel der Heiligung der gläubigen Christen. Aber sie wirken nicht mechanisch und heiligen nicht automatisch. Die Heiligung wird durch großen Eifer erreicht, durch Glaube, Hoffnung und Liebe. Die Gnade, die in den Sakramenten von allen Gläubigen gleich empfangen wird, nimmt ab oder zu in Abhängigkeit von unserem Tun, so wie Samenkörner auf verschiedenem Boden gesät werden und die einen davon gehen zugrunde, die anderen aber bringen reiche Frucht.

Alle Sakramente sind von Jesus Christus eingesetzt. Sie können nur in der Kirche bestehen, deren Haupt Jesus Christus selbst ist und in der unverlierbar der Heilige Geist wirkt.

Das Sakrament der Taufe

Jesus Christus setzte das Sakrament der Taufe sofort nach seiner Auferstehung ein, als er seinen Jüngern erschien und zu ihnen sprach: “Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.” (Mt 28,19)

Die Taufe ist das Sakrament, in dem der Gläubige durch dreimaliges Untertauchen in Wasser im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes von der Erbsünde und von den persönlichen Sünden (wenn der Täufling erwachsen ist) gereinigt wird und zu einem neuen, gerechten und heiligen Leben in der Gemeinschaft mit Gott wiedergeboren wird.

Die Taufe ist das einzige Sakrament, das Nichtchristen gespendet wird und durch das der Täufling ein Christ wird. Bildhaft gesprochen ist die Taufe das Eingangstor in die Kirche und die Bedingung für die Teilnahme an ihrem Gnadenleben.

Die Taufe, die der hl. Johannes der Täufer spendete, war kein Sakrament. Sie hatte eine vorausweisende Bedeutung und war eine Vorbereitung für die christliche Taufe.

Die sichtbare Seite des Sakraments der Taufe sind das dreimalige Untertauchen in Wasser und das Aussprechen der sakralen Taufformel: “Getauft wird der Diener/die Dienerin Gottes N.N. im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.” Die Taufe durch Übergießen oder Besprengen ist nur als Ausnahme zulässig - bei schwachen und kranken Personen, die nicht im Wasser untergetaucht werden können.

Zur sichtbaren oder äußeren Seite gehören auch folgende Riten:

  • die Entsagung wider den Satan;
  • das Anziehen eines weißen Kleides;
  • das Anlegen eines Taufkreuzes auf dem Täufling und
  • das Anzünden von Kerzen und das Umschreiten des Taufbeckens.

Man widersagt dem Satan, damit dieser vom Täufling vertrieben wird, der durch die Taufe zu einem neuem Geschöpf wird; der Satan muss ihm fern sein. Das Bekleiden des Täuflings mit einem weißen Kleid ist ein Symbol der seelischen Reinheit, welche er durch die Taufe empfängt und die er durch sein ganzes Leben bewahren soll. Dem Täufling wird ein Taufkreuz angelegt als Zeichen dafür, dass er zu Christus gehört und wie Christus das Kreuz seines Lebens geduldig tragen muss. Die brennenden Kerzen und das Umschreiten des Taufbeckens sind ein Ausdruck des geistlichen Sieges und der Freude. Die angezündeten Kerzen sind ein Zeichen dafür, dass vom Täufling geistliches Licht ausstrahlen soll. Der Kreis ist das Symbol der Ewigkeit, daher weist das kreisförmige Umschreiten des Taufbeckens den Täufling darauf hin, dass er für ewig Christus gehören soll.

Die unsichtbare Seite des Sakraments der Taufe ist die Wirkung der Gnade Gottes auf den Täufling. Die Gnade des Heiligen Geistes reinigt ihn von der Ursünde und von den persönlichen Sünden (wenn er erwachsen ist), lässt ihn seelisch wiedergeboren werden und heiligt ihn.

Die Gnade Gottes wirkt in der Taufe nicht mechanisch. Sie schafft das Heil der Einzelperson nicht selbst, sondern unterstützt, stimuliert und stärkt seinen Willen auf dem Weg zur moralischen Vollkommenheit und zum Heil. Durch die Gnadenwirkung der Taufe werden die Kräfte des menschlichen Geistes erneuert, und der Mensch erhält die Möglichkeit, in Freiheit im Guten zu wachsen und stark zu werden.

Von demjenigen, der das Sakrament der Taufe zu empfangen wünscht, sind Glaube und Umkehr gefordert (vgl. Mk 16,16 und Apg 2,38). Die Orthodoxe Kirche tauft sowohl Erwachsene als auch Kinder. Es ist richtig, dass Kinder weder Glauben, noch Umkehr haben, aber sie sollen auf Grund des Glaubens ihrer Eltern und Paten getauft werden.

Kreuz, XIX Jhd.
Kreuz, XIX Jhd.

Im Alten Testament wurde die Beschneidung am Säugling im Alter von 8 Tagen vollzogen. Im Neuen Testament wurde die Beschneidung durch die Taufe abgelöst. Umkehr wird von kleinen Kindern nicht gefordert, weil sie noch keine persönlichen Sünden haben. In der Taufe werden sie von der Ursünde des ersten Elternpaares gereinigt.

In der Geschichte des Christentums gab es immer Märtyrer für den Glauben. Es kam nicht selten vor, dass die Getöteten zwar noch nicht Christen waren, aber für ihren Glauben an Jesus Christus getötet wurden. In solchen Fällen sprechen wir von Bluttaufe, d.h. der Märtyrer wurde gleichsam in seinem eigenen Blut getauft, womit er seine Glaubenskraft bezeugte.

Das Recht, die Taufe zu spenden, besitzen Priester und Bischöfe. Aber in Notsituationen (vor allem Todesgefahr) können auch Diakone und sogar Laien die Taufe spenden, diese jedoch (die Laien) müssen selbst im Namen des dreifaltigen Gottes getauft sein. Von den Diakonen versteht es sich ja von selbst, dass sie - nachdem sie die erste Stufe der Priesterweihe empfangen haben - getauft sind.

Das Sakrament der Myronsalbung (Firmung)

Das zweite Sakrament in der Orthodoxen Kirche ist die Myronsalbung.

Wie der Mensch während seines Erdendaseins der Luft, des Lichts und der Nahrung bedarf, um seine Existenz und seine körperliche Entwicklung zu gewährleisten, so braucht auch der zum geistlichen Leben geborene Mensch die Gnadenkräfte des Heiligen Geistes, um mit ihrer Hilfe sein neues geistliches Leben nicht nur zu erhalten, sondern es auch zu stärken und darin zu wachsen. Die Myronsalbung ist das Sakrament, in welchem dem Getauften durch die Salbung der Körperteile mit geweihtem Myron und das Aussprechen der sakramentalen Formel “Siegel der Gabe des Heiligen Geistes” Gnadenkräfte gespendet werden, die für die Stärkung und das Wachstum im neuen Leben vonnöten sind.

Die Myronsalbung als Sakrament ist ein von Jesus Christus eingesetztes Mittel für die Heiligung des Menschen. Jesus Christus versprach, nach seiner Verherrlichung den an Ihn Glaubenden die Gaben des Heiligen Geistes zu senden: " Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt. Wie die Schrift sagt: Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen. Damit meinte er den Geist, den alle empfangen sollten, die an ihn glauben; denn der Geist war noch nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht war" (Joh 7,37-39). Hier wird von den Gaben gesprochen, die im Sakrament der Myronsalbung gespendet werden.

Die Taufe mit dem Heiligen Geist, welche die Apostel unter Auflegung der Hände spendeten, ist das heutige Sakrament der Myronsalbung. Durch dieses Sakrament wird dem Getauften die Gnade des Heiligen Geistes geschenkt, die ihm hilft, im neuen geistlichen Leben zu wachsen, und ihn in den Wahrheiten des Glaubens leitet, die für das Heil erforderlich sind, und ihn in der Frömmigkeit festigt.

Die sichtbare Seite des Sakraments der Myronsalbung ist die Salbung des Getauften mit geweihtem Myron auf Stirn, Brust, Augen, Ohren, Mund, Händen und Füßen. Die Salbung erfolgt in Kreuzesform, und jedes Mal spricht der Spender des Sakraments (der Priester oder Bischof) die sakramentale Formel: “Siegel der Gabe des Heiligen Geistes.” Die Stirn wird zur Heiligung des Geistes und des Denkens mit geweihtem Myron gesalbt, die Brust zur Heiligung des Herzens und des Willens, die Augen, die Ohren und der Mund zur Heiligung dessen, was sie aufnehmen, und die Hände und die Füße zur Heiligung der Taten und des ganzen Verhaltenes des Getauften.

Die unsichtbare Seite ist die geistliche Gnade, durch die dem eben erst Getauften die Gaben des Heiligen Geistes zur Festigung und Reifung des neuen Lebens geschenkt werden.

Das Recht zur Spendung des Sakraments der Myronsalbung haben die Priester und Bischöfe. Das Myron wird durch den Patriarchen zusammen mit den Bischöfen geweiht. Die Gnadengaben, die im Sakrament der Myronsalbung empfangen werden, üben ihre Wirkung auf das ganze Leben des Christen aus, weswegen dieses Sakrament - wie die Taufe - nicht wiederholt wird.

Das Sakrament der Eucharistie

Die Eucharistie ist das Sakrament, in dem der gläubige und getaufte Christ Jesus Christus in der Gestalt von Brot und Wein empfängt, nachdem diese zu einem bestimmten Zeitpunkt der Liturgie zu Leib und Blut Christi verwandelt worden sind. Aus diesem Grund vereinigt sich der Kommunikant mit Christus.

Jesus Christus hat das Sakrament der Eucharistie kurz vor seinem Leiden am Kreuz eingesetzt, und zwar beim Letzten Abendmahl: “Während des Mahls nahm Jesus das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es den Jüngern und sagte: Nehmt und esst; das ist mein Leib. Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet und reichte ihn den Jüngern mit den Worten: Trinkt alle daraus; das ist mein Blut, das Blut des Neuen Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden” (Mt 26,26-28).

Die sichtbare Seite des Sakraments der Eucharistie beinhaltet:

  • die Materie, die beim Sakrament verwendet wird - Brot, Wein und Wasser
  • den Gottesdienst, während dessen dieses Sakrament gespendet wird
  • die Worte, bei deren Aussprechen Brot und Wein zum Leib und Blut Christi verwandelt werden
Pokal, 1779 J.
Pokal, 1779 J.

Das Brot muss Weizenbrot sein, gesäuert, rein und qualitativ und ordnungsgemäß zubereitet. Der Wein muss rein sein, Traubenwein, mit dem auch Jesus Christus das Sakrament gespendet hat, Rotwein (damit er an die Farbe des auf Golgotha vergossenen Blutes Christi erinnert) und mit Wasser vermischt - zum Gedenken daran, dass aus der durchbohrten Seite des Gekreuzigten Blut und Wasser geflossen sind.

Die unsichtbare Seite des Sakraments der Eucharistie ist jener sublime Moment, in dem Bot und Wein durch die Kraft und die Wirkung des Heiligen Geistes in Leib und Blut Christi verwandelt werden. Das ist ein großes Geheimnis, das niemand erklären kann. Wir wissen nur, dass es geschieht und dass wir unter der Gestalt von Brot und Wein wirklich den Leib und das Blut Christi empfangen. Wir wissen, dass Gottes Wort wahr, wirksam und allmächtig ist, aber die Art und Weise der Wandlung bleibt für uns unfassbar.

Zur unsichtbaren Seite des Sakraments der Eucharistie gehört auch die Tatsache, dass die Gläubigen beim Empfang der heiligen Geheimnisse in eine engste Vereinigung mit Christus selbst treten und in Ihm des ewigen Lebens teilhaftig werden.

Das Sakrament der Eucharistie ist für jeden Christen notwendig, denn es dient ihm zur geistlichen Speise und es ist eine Quelle der ewigen Seligkeit.

Alle Christen, die getauft und gefirmt sind, nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Kinder sollen kommunizieren und können den Leib und das Blut Christi nach entsprechender Vorbereitung empfangen. Durch den Empfang der heiligen Geheimnisse heiligen die Gläubigen Seele und Leib und erhalten Gottes Gnade. Erwachsene, die kommunizieren wollen, müssen sich darauf durch Fasten und Gebet vorbereiten und ihr Gewissen im Sakrament der Buße reinigen.

Die Eucharistie ist nicht nur ein Sakrament, das mit Christus vereinigt, sondern auch ein Opfer für Lebende und Verstorbene. Diejenigen, welche die heilige Liturgie feiern, nehmen in Gebet und Glauben an der Darbringung des unblutigen Opfers dar und empfangen so Heiligung und Segen.

Das Sakrament der Eucharistie ist der wichtigste Teil des Gnadenlebens der Kirche.

Das eucharistische Opfer hat dieselbe Kraft wie das Opfer auf Golgotha, weil derselbe Leib dargebracht und dasselbe Blut vergossen wird. Der Unterschied besteht darin, dass das Opfer auf Golgotha blutig war, das eucharistische Opfer jedoch unblutig und ein Gedächtnisopfer ist.

Das Sakrament der Buße

Die Buße ist das Sakrament, durch das der gläubige Christ nach einem ausdrücklichen und direkten Sündenbekenntnis und der hörbaren Lossprechung durch den Beichtvater von Gott selbst die gnadenhafte Verzeihung seiner Sünden empfängt und die in der Taufe erworbene Reinheit und Unschuld wieder erlangt.

Die Buße als Ausdruck des Sündenbewusstseins existierte schon im Alten Testament. David bereute die von ihm begangenen Sünden aufrichtig. Der hl. Johannes der Täufer verkündete eine Taufe der Buße. Wenn die Buße im Alten Testament auch gedeihlich für den Menschen war, so hatte sie dennoch nicht die Gnadenkraft, ihn von allen Sünden zu reinigen und mit Gott zu versöhnen.

Jesus Christus setzte die Buße als Sakrament ein. Nach Seiner Auferstehung sagte Er zu seinen Jüngern: “Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.” (Joh 20,22-23) Die Gewalt, die Sünden zu vergeben oder die Vergebung zu verweigern, ist gnadenhaft, sakramental. Die Apostel, die diese Gewalt von Jesus Christus empfangen hatten, übergaben sie ihren Nachfolgern. So bleibt sie in der Kirche ständig erhalten.

Die sichtbare Seite des Sakraments der Buße, welches hörbar vollzogen wird, beinhaltet das mündliche Sündenbekenntnis des Pönitenten vor Gott in Anwesenheit eines Beichtvaters und die Vergebung der Sünden durch den Beichtvater, der diese im Namen Gottes spendet.

Die unsichtbare Seite des Sakraments der Buße besteht darin, dass der reuige Sünder durch Gottes Gnade von Jesus Christus selbst von den Sünden befreit wird. Dadurch versöhnt er sich mit Gott, und es wird ihm Hoffnung auf Heil geschenkt. Ein leuchtendes Beispiel dafür ist der reuige Schächer am Kreuz, dem Jesus die Sünden vergeben und ewiges und seliges Leben verliehen hat.

Die aufrichtige Reue über die begangenen Sünden wird vom festen Vorsatz begleitet, nicht mehr zu ihnen zurückzukehren. Der innige Wunsch, unser Leben zu bessern, ist eine natürliche Folge einer aufrichtigen Zerknirschung über die Sünden, denn es ist unmöglich, die von uns begangenen Sünden echt zu bereuen und gleichzeitig in sich nicht den aufrichtigen Wunsch und die Entscheidung zu fühlen, unsere Lebensweise zu bessern.

Auch Fasten und Gebet sind Vorbereitungs- und Hilfsmittel für die Buße. Fasten, das von aufrichtigem Beten begleitet wird, ist ein wichtiges Mittel für Selbstaskese, Gewissenserforschung und Reue über die begangenen Sünden. Entsprechend den konkreten individuellen Bedürfnissen hat die Kirche verfügt, bei der Beichte Bußwerke (Epitimien) aufzuerlegen. Das Wort Epitimie ist griechisch und bedeutet Verbot, Untersagung. Wie der Arzt bestimmte Speisen verbietet und entsprechende Heilmittel verschreibt, so untersagt der Beichtvater das eine oder schreibt etwas anderes mit dem Ziel vor, wohltuend auf die geistliche Heilung des Beichtenden einzuwirken.

Das Sakrament der Priesterweihe

Die Priesterweihe ist das Sakrament, bei dem durch das von Gebet begleitete Auflegen der Hände des Bischofs auf das Haupt des Weihekandidaten und das Aussprechen der entsprechenden sakramentalen Formel auf diese Person die Gnade des Heiligen Geistes herabkommt, die ihn heiligt und auf die jeweilige hierarchische Stufe erhebt und ihn befähigt, seine hierarchischen Pflichten zu erfüllen und die ihm anvertraute Herde zu führen, wenn er Priester oder Bischof ist.

Jesus Christus hat das Sakrament der Priesterweihe nach seiner Auferstehung eingesetzt, als Er Seinen Jüngern erschien und zu ihnen sprach: “Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.” (Joh 20,21-23)

Von diesen Worten Jesu Christi her ist es klar, dass die Gewalt und die Vollmacht der Personen der Hierarchie, zu binden und zu lösen, von Gott stammt. Das zeigt, dass es offensichtlich ein besonderes Sakrament gibt, durch das diese Gewalt und Vollmacht den erwählten Personen verliehen wird.

Schutzumschlag von dem Schtipsko-Evangelium, XIIV Jh.
Schutzumschlag von dem Schtipsko-Evangelium, XIIV Jh.

Das erste Pfingstfest ist der Geburtstag der Kirche, an dem alle Sakramente gespendet werden konnten und auch tatsächlich gespendet wurden. Damals empfingen die Apostel die Gnade des Heiligen Geistes, die für ihren geistlichen Dienst erforderlich war. Durch die Eingebung desselben Heiligen Geistes wählten sie aus den Gläubigen einige würdige Personen für den seelsorglichen Dienst aus und übergaben ihnen durch die Handauflegung die Gnade des Priestertums. Diese Sukzession ist in der Kirche nicht unterbrochen worden und wird bis zum Ende der Welt fortgesetzt.

Die sichtbare Seite des Sakraments der Priesterweihe besteht in der Auflegung der Hände des Bischofs auf dem Haupt des Weihekandidaten und dem Lesen eines speziellen Gebetes, durch das die Gnade des Heiligen Geistes erfleht wird.

Die unsichtbare Seite des Sakraments der Priesterweihe besteht darin, dass der Weihekandidat die Gnadengaben des Heiligen Geistes empfängt, die für seinen verantwortungsvollen seelsorglichen Dienst erforderlich sind.

Die Gnade, die im Sakrament der Priesterweihe durch die Handauflegung geschenkt wird, ist eine einzige, aber sie wird in verschiedenen Graden gegeben: im geringsten Grad wird sie dem Diakon geschenkt, in einem größeren Ausmaß dem Priester und im höchsten Grad dem Bischof. Der Unterschied zwischen den drei hierarchischen Stufen (Diakon, Priester, Bischof) ist folgender: der Diakon verrichtet seinen Dienst bei den Sakramenten, indem er dem Bischof und dem Priester bei deren Spendung hilft, aber er hat nicht das Recht, sie selbst zu spenden; der Priester spendet mit dem Segen des Bischofs die Sakramente selbst, außer dem Sakrament der Priesterweihe; der Bischof spendet nicht nur alle Sakramente, sondern er hat auch die Gewalt, die Gnadengabe des Priestertums anderen durch Handauflegung zu übergeben. Diakon und Priester werden von einem Bischof geweiht, der Bischof jedoch wenigstens von zwei Bischöfen.

Die Gnade, die im Sakrament der Priesterweihe durch die Handauflegung den Diakonen, Priestern und Bischöfen geschenkt wird, verbleibt unaufhebbar in der Seele eines jeden von ihnen. Daher können weder Bischof, noch Priester, noch Diakon ein zweites Mal in derselben hierarchischen Stufe geweiht werden. Das Sakrament der Priesterweihe ist unwiederholbar.

Das Sakrament der Ehe

Die Ehe ist das Sakrament, bei dem Braut und Bräutigam im Namen der Liebe freiwillig den Ehebund schließen und vor der Kirche feierlich versprechen, die eheliche Treue zu halten. Ihnen wird von Gott durch den Spender des Sakraments göttliche Gnade geschenkt. Diese heiligt ihren Ehebund, erhöht ihn in die geistliche Einheit Jesu Christi mit der Kirche und hilft ihnen, die drei Hauptziele der Ehe zu erreichen: die gegenseitige Hilfe auf dem Weg zur moralischen Vervollkommnung, eine gesegnete Geburt von Kindern und ihre christliche Erziehung.

Die Ehe als Bund zwischen Mann und Frau ist von Gott schon im Paradies eingesetzt worden, als er das erste Menschenpaar schuf.

Hochzeitsring
Goldener Hochzeitsring von dem "Welikata Lawra" - Kloster

Nach der Lehre der Orthodoxen Kirche ist die Ehe ein Sakrament. Im Gespräch mit den Pharisäern gebrauchte Jesus Christus die Worte, mit denen Gott im Paradies den Ehebund eingesetzt hatte, und fügte hinzu: “Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen” (Mt 19,6). Der heilige Apostel Paulus nennt die gegenseitigen Beziehungen in der Ehe ein “tiefes Geheimnis” und vergleicht sie mit der Beziehung zwischen Christus und Kirche (Eph 5,31-32).

Die sichtbare Seite des Sakraments der Ehe beinhaltet die Krönung von Braut und Bräutigam und den dreimaligen feierlichen Segen ihres Ehebundes durch den Priester und das Aussprechen eines kurzen Gebetes an Gott. Das Gebet mit den sakramentalen Worten ist folgendes: “Herr, unser Gott, kröne sie mit Herrlichkeit und Ehre!”. Bei diesen heiligen Handlungen segnet Gott selbst unsichtbar die Brautleute und sie werden eins.

Die brennenden Kerzen, welche die Brautleute in der Hand halten, symbolisieren das geistliche Gnadenlicht, das beim Sakrament gespendet wird. Der Wechsel der Ringe und das Trinken von Wein aus einem Gefäß zeigen an, dass von nun an die Eheleute gemeinsam Freud und Leid teilen und einander immer helfen müssen. Die Prozession in der Mitte der Kirche drückt ihre geistliche Freude und immerwährende Verbundenheit aus.

Die unsichtbare Seite des Sakraments der Ehe ist die Heiligung des Ehebundes durch die Gnade Gottes, ähnlich dem Bund zwischen Christus und Kirche, und die Hilfe, die diese Gnade den Eheleuten gibt, damit sie würdig ihre gegenseitigen Pflichten erfüllen können.

Die Ehe ist das einzige Sakrament, das gleichzeitig zwei Personen gespendet wird und sie ein Ganzes werden lässt. Da die Orthodoxe Kirche das Unvermögen und die Schwächen der Menschen in Betracht zieht, erlaubt sie die Scheidung, aber nur im Fall von Ehebruch (vgl. Mt 5,32).

Das Sakrament der Krankensalbung

Die Krankensalbung ist das Sakrament, bei dem durch die von Gebet begleitete Salbung der verschiedenen Körperteile des Kranken mit geweihtem Öl Gottes Gnade auf ihn herabgerufen wird, welche körperliche Krankheiten und seelische Schwächen heilt.

In der Heiligen Schrift ist nicht angegeben, wann genau Jesus Christus dieses Sakrament eingesetzt hat. Wahrscheinlich hat Jesus Christus den Auftrag dazu nach seiner Auferstehung gegeben, als er zu seinen Jüngern über das Heilen von Kranken durch die Auflegung der Hände gesprochen hat (vgl. Mk 16,18). Schon zur Zeit der Apostel wurde anstelle der Handauflegung zur Heilung der Kranken die Salbung mit Öl angewandt (vgl. Jak 5,14-15).

Die sichtbare Seite des Sakraments der Krankensalbung sind die hörbar ausgesprochenen Gebete und die ihre Verrichtung begleitenden Handlungen; ebenso das Evangelienbuch, das Kreuz, die Kerzen, der Weizen, der Wein und das Öl.

Das Evangelienbuch und das Kreuz symbolisieren unser Heil. Die sieben Kerzen sind ein Symbol für die sieben Gaben des Heiligen Geistes. Der Weizen erinnert den Kranken daran, dass er durch Gottes Macht und durch die Gebete der Kirche gesund werden kann, so wie die trockenen Körner aufgehen und Frucht bringen können, oder wenn ihn der Tod ereilt, dass er in einen neuen und unverweslichen Leib auferstehen wird, so wie aus dem Weizenkorn eine neue Pflanze wächst. Das Öl und der Wein erinnern uns an den barmherzigen Samariter, der die Wunden des unter die Räuber gefallenen Mannes gewaschen hat, und zwar mit Öl und Wein (vgl. Lk 10,34).

Die unsichtbare Seite des Sakraments der Krankensalbung besteht in der Wirkung der Gnade Gottes, welche die Kranken von seelischen und körperlichen Leiden heilt. Es ist richtig, dass der Kranke nicht immer nach der Spendung des Sakraments der Krankensalbung gesund wird. Es ist aber auch richtig, dass Kranke, die dieses Sakrament mit starkem Glauben empfangen, wenn auch nicht völlige Genesung, so doch eine zeitweilige Erleichterung erfahren oder, was wichtiger ist, die Hilfe der Gnade zum geduldigen Ertragen der Leiden. Und das ist für den Gläubigen von großer Bedeutung.